Der Mustang war schon immer ein Teil unserer Familie – und doch ist er erst seit Kurzem wirklich meiner. Seine Geschichte beginnt nicht mit mir, sondern mit einem Herzenswunsch, den mein Papa meiner Mama erfüllt hat.
2015 hat er ihr zum Geburtstag ihren Traum erfüllt: einen 1966er Ford Mustang – ein Auto, das für viele einfach ein Klassiker ist, für uns aber viel mehr bedeutet. Wunderschön, kraftvoll, amerikanisch – genau das, wofür Mamas Herz schlug.
Sie hat ihn nie als reines Fortbewegungsmittel gesehen, sondern als Ausdruck. Von Stil, von Gefühl, von Freiheit. Viel gefahren ist sie ihn nicht, aber wenn, dann war das immer ein Erlebnis. Ich erinnere mich daran, wie wir mit unserem Hund zum Weiher gefahren sind – die Fenster offen, der V8 tief brummend, die Sonne auf der Haut. Das waren kleine besonderen Anlässe, und gerade deshalb waren sie so besonders. Kleine Ausflüge mit großer Wirkung.
Eine kleine, aber feine Besonderheit von Mama war, dass sie immer barfuß gefahren ist. Auch wenn es draußen 34 Grad hatte, saß sie bei offener Fensterfahrt und ohne Klimaanlage im Mustang – der Wind in den Haaren, der Motor im Hintergrund, und das ganze Auto war für sie ein Teil von dieser Freiheit. Die Klimaanlage beim Mustang? Die Fenster runter und los! Für Mama war das genug, und es war immer ein Teil von ihr, mit dem Auto so verbunden zu sein.
2023 ist Mama gestorben. Und auch wenn sie in so vielem weiterlebt – in diesem Auto lebt sie auf eine ganz besondere Weise weiter. Für mich war von Anfang an klar, dass der Mustang in der Familie bleiben soll. Nicht aus Pflichtgefühl, sondern aus Überzeugung. Schon lange bevor ich ihn übernommen habe, hatte ich zu meinem Papa gesagt: „Irgendwann kauf ich mir einen alten Ami, und wir restaurieren den zusammen.“ Dass es dann am Ende der Mustang wurde, den sie so geliebt hat, war nicht geplant. Aber es war richtig. Vielleicht sogar genau so, wie es sein sollte.
Ich bin unendlich dankbar dafür, dass ich ihn fahren darf – nicht nur, weil das Auto wunderschön ist. Sondern auch, weil es mich meinem Papa noch näher gebracht hat. Wir waren schon immer eng, aber jetzt ist da etwas Neues zwischen uns: eine geteilte Begeisterung, gemeinsame Zeit, Schrauben, Treffen, Geschichten. Wenn wir zusammen zu US-Car-Treffen fahren, fühlt sich das an, als wäre ein Kreis geschlossen. Zwischen uns, zwischen Vergangenheit und Gegenwart. Es ist nicht nur ein Hobby – es ist ein Stück Zuhause.
Das erste Mal allein hinterm Steuer war ein ganz eigener Moment. Stolz, Aufregung – und leise Traurigkeit. Ich habe sie gespürt, als wäre sie noch da. Aber ich habe auch gespürt, dass es jetzt mein Weg ist. Mein Kapitel. Auch wenn ich oft an Mama denke, wenn ich fahre, fühlt es sich nicht so an, als würde ich ein fremdes Auto bewegen. Es fühlt sich an wie meins. Vielleicht, weil sie wollte, dass es so ist. Vielleicht, weil ich mit jeder Fahrt ein Stück von ihr mitnehme.
Dieser Blog ist auch dafür da. Für genau solche Geschichten. Für Erinnerungen, die nicht laut sind, aber lange nachhallen. Für kleine Momente, in denen große Gefühle wohnen. Und für alle, die alte Autos nicht nur fahren, sondern fühlen.

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